Die größten Hürden der digitalen Transformation im Labor

Dieser Artikel beschreibt die Herausforderungen der Digitalen Transformation und bietet Lösungsansätze bei der Umsetzung eben dieser im Labor.

Die größten Hürden der digitalen Transformation im Labor

In einer Ära, in der digitale Technologien in nahezu jeder Branche Innovationen antreiben und Prozesse effizienter gestalten, hinkt der Laborsektor in vielen Bereichen noch hinterher. Während andere Industriezweige ihre Arbeitsabläufe bereits auf den neuesten Stand gebracht haben, stehen viele Labore vor erheblichen Herausforderungen, wenn es um die Digitalisierung ihrer Prozesse geht. Besonders in Labors, wo Präzision und Zuverlässigkeit an erster Stelle stehen, herrscht häufig Zurückhaltung gegenüber neuen Technologien wie Cloud-Computing, dem Internet der Dinge (IoT) oder mobilen Anwendungen.

Wieso ist die Digitalisierung im Laborumfeld oft so schwierig? Warum gibt es trotz der offensichtlichen Vorteile, wie einer höheren Effizienz und besseren Datennutzung, so viele Vorbehalte? In diesem Artikel gehen wir den größten Hürden auf den Grund, die den Fortschritt in Laboren behindern. Dazu zählen sowohl technologische als auch organisatorische und menschliche Faktoren. Zudem zeigen wir mögliche Lösungsansätze, um diese Hindernisse zu überwinden und den digitalen Wandel erfolgreich zu gestalten.

 

Angst vor dem Internet und dessen Risiken

Die Angst vor der Nutzung des Internets und Cloud-Softwarelösungen ist eine der größten Hürden bei der Digitalisierung von Laboren. Viele Labormitarbeiter und Entscheidungsträger befürchten, dass sensible Daten, wie Forschungsergebnisse oder Patientendaten, bei der Übertragung oder Speicherung in der Cloud anfällig für Hackerangriffe oder Datenverlust werden könnten. Besonders in stark regulierten Branchen, wie der Pharma- oder Lebensmittelindustrie, ist der Schutz sensibler Daten essenziell und der Gedanke, diese über das Internet zugänglich zu machen, verursacht oft Bedenken.

Lösungsansatz:

  • Aufklärung und Schulung: Um diesen Ängsten entgegenzuwirken, ist es wichtig, die Mitarbeiter umfassend über die aktuellen Sicherheitsstandards von Cloud-Anbietern und Internetdiensten zu informieren. Die meisten Cloud-Anbieter arbeiten mit hochmodernen Sicherheitsprotokollen, wie der End-to-End-Verschlüsselung und Multi-Faktor-Authentifizierung, die weit mehr Schutz bieten, als es ein lokales Netzwerk oft gewährleisten kann.
  • Datenschutz und Compliance: Für viele Labore ist es beruhigend zu wissen, dass Cloud-Dienstleister nicht nur strenge Datenschutzgesetze einhalten, sondern auch regelmäßig von unabhängigen Stellen auf Sicherheitslücken geprüft werden. Die Einführung von Schulungen zur IT-Sicherheit und regelmäßigen Sicherheitsprüfungen kann ebenfalls dazu beitragen, das Vertrauen der Mitarbeiter in digitale Systeme zu stärken.

 

Tablets und Handys im Labor: Hinderlich und schwierig

Der Einsatz mobiler Endgeräte, wie Tablets und Smartphones, könnte eigentlich zu einer effizienteren Arbeit im Labor beitragen. Mitarbeiter könnten Daten mobil erfassen, Laborgeräte steuern oder Informationen in Echtzeit einsehen. In der Praxis gibt es jedoch Hürden: Tablets und Smartphones sind oft nicht robust genug für den Einsatz in einem Labor, wo mit Chemikalien, Flüssigkeiten oder biologischen Stoffen gearbeitet wird. Zudem erschwert das Tragen von Schutzhandschuhen häufig die Bedienung der Geräte, und es besteht die Gefahr von Kontaminationen.

Lösungsansatz:

  • Spezialisierte Labor-Hardware: Es gibt mittlerweile eine Vielzahl robuster, speziell für Laborumgebungen entwickelter Geräte, die resistent gegen Staub, Feuchtigkeit und Chemikalien sind. Diese spezialisierten Labortablets verfügen oft über abwaschbare Oberflächen und lassen sich mit Handschuhen bedienen. Durch den Einsatz solcher Geräte können Labore die Vorteile der Digitalisierung nutzen, ohne die Sicherheitsstandards zu gefährden.
  • Berührungslose Bedienung: Ein aufkommender Trend ist die Integration von berührungslosen Steuerungstechnologien oder Sprachsteuerung. Diese ermöglichen es den Labormitarbeitern, Geräte zu bedienen oder Daten zu erfassen, ohne dass physischer Kontakt mit einem Bildschirm erforderlich ist. Das reduziert nicht nur das Risiko von Kontaminationen, sondern erleichtert auch die Bedienung unter schwierigen Arbeitsbedingungen.
Tablets und Handys im Labor
Tablets und Handys im Labor

Tablets und Handys im Labor, können durchaus hinderlich sein. Das gezielte durchspielen von Nutzungs-Szenarien, vor allem in Bereichen mit schwierigem Internetzugang, oder aggressiven Chemikalien ist essenziell.

IoT im Labor: Schwierige Integration aufgrund vieler Standalone-Geräte

Das Internet der Dinge (IoT), bei dem Geräte miteinander vernetzt und zentral gesteuert werden, hat in vielen Industrien große Fortschritte ermöglicht. In Laboren ist die Integration von IoT jedoch oft schwierig, da viele Laborgeräte wie Trockenschränke, Zentrifugen oder Pipettierstationen nur als Standalone-Systeme funktionieren. Diese Geräte sind nicht für die Vernetzung ausgelegt und können daher nicht ohne Weiteres in ein digitales System eingebunden werden.

Lösungsansatz:

  • Nachrüstbare IoT-Lösungen: Viele Hersteller bieten mittlerweile Nachrüst-Kits oder Module an, die es ermöglichen, ältere Laborgeräte IoT-fähig zu machen. Diese Module erfassen die relevanten Daten und übermitteln sie an eine zentrale Plattform, wo sie analysiert und gespeichert werden können. So können Labore die Vorteile des IoT nutzen, ohne ihre gesamte Geräteinfrastruktur austauschen zu müssen.
  • Geräteanschaffungen strategisch planen: Labore sollten bei der Anschaffung neuer Geräte langfristig denken und gezielt auf IoT-kompatible Modelle setzen. Diese lassen sich nahtlos in digitale Systeme integrieren, wodurch Prozesse automatisiert und optimiert werden können. Zudem ermöglichen solche Geräte eine bessere Überwachung und Wartung, da sie Probleme frühzeitig erkennen und melden können.

 

Probleme beim Datenstandard von Analysesystemen

Eine weitere große Hürde bei der digitalen Transformation im Labor ist die mangelnde Kompatibilität zwischen verschiedenen Analysesystemen. Viele Labore nutzen unterschiedliche Softwarelösungen und Geräte, die ihre Daten in unterschiedlichen Formaten ausgeben. Das Fehlen eines einheitlichen Datenstandards führt dazu, dass die Integration der Systeme erschwert wird, da die Daten manuell konvertiert oder angepasst werden müssen.

Lösungsansatz:

  • Einführung von Standardformaten: Die Entwicklung und Implementierung von offenen Standards, wie ANIML (Analytical Information Markup Language) oder JCAMP-DX, kann dabei helfen, die Integration der verschiedenen Systeme zu erleichtern. Diese Standards sind speziell dafür konzipiert, Datenformate zu vereinheitlichen und den Datenaustausch zwischen verschiedenen Analysesystemen zu ermöglichen.
  • Middleware-Lösungen: Eine weitere Möglichkeit, die Datenintegration zu erleichtern, besteht darin, Middleware-Software zu verwenden. Diese Software dient als Schnittstelle zwischen verschiedenen Systemen und wandelt die Daten in ein kompatibles Format um. Auf diese Weise lassen sich auch ältere Geräte und Systeme in ein modernes digitales Netzwerk integrieren.

 

Personal zieht nicht mit und streubt sich, neue Wege zu gehen

Der menschliche Faktor ist oft die größte Hürde bei der Digitalisierung. Besonders langjährige Mitarbeiter tun sich schwer, neue Technologien und Arbeitsweisen anzunehmen. Das Gefühl, bewährte Methoden aufgeben zu müssen, führt zu Unsicherheit und Widerstand. Dies kann den gesamten Digitalisierungsprozess behindern, da viele neue Systeme auf Akzeptanz und regelmäßige Nutzung angewiesen sind.

Lösungsansatz:

  • Frühzeitige Einbindung der Mitarbeiter: Es ist entscheidend, das Personal von Anfang an in den Digitalisierungsprozess einzubeziehen. Durch transparente Kommunikation und Schulungen können Ängste und Bedenken abgebaut werden. Zeigen Sie den Mitarbeitern, wie die neuen Technologien ihren Arbeitsalltag erleichtern und zu besseren Ergebnissen führen können.
  • Schrittweise Umstellung: Eine schrittweise Implementierung neuer Systeme kann helfen, Überforderung zu vermeiden. Beginnen Sie mit kleineren Veränderungen und erweitern Sie die Digitalisierung nach und nach. Auf diese Weise kann das Personal sich an die neuen Prozesse gewöhnen, und der Übergang verläuft reibungsloser.

 

Mangelhafte interne Infrastruktur

Viele Labore arbeiten noch mit veralteten IT-Infrastrukturen, die den Anforderungen moderner Cloud- oder IoT-Systeme nicht gewachsen sind. Langsame Netzwerke, veraltete Server und mangelnde Vernetzung erschweren die Implementierung neuer Technologien. Die Folge sind langsame Datenverarbeitung, häufige Ausfälle und hohe Wartungskosten.

Lösungsansatz:

  • Infrastruktur modernisieren: Der erste Schritt zur erfolgreichen digitalen Transformation ist die Modernisierung der internen Infrastruktur. Dazu gehören schnelle Internetverbindungen, leistungsstarke Server und moderne Netzwerktechnologie. Eine robuste Infrastruktur ist die Basis, auf der neue Technologien aufgebaut werden können.
  • Cloud-basierte Systeme: Um die lokale IT-Infrastruktur zu entlasten, können Labore auch auf Cloud-basierte Lösungen setzen. Cloud-Systeme erfordern keine teure Hardware vor Ort und bieten dennoch Zugang zu leistungsstarken Rechenkapazitäten und Speicherlösungen. Das reduziert die Wartungskosten und ermöglicht eine flexible Skalierbarkeit.

 

Geschäftsführung hat Angst vor explodierenden Kosten

Die Einführung neuer Technologien erfordert Investitionen, und viele Geschäftsführer befürchten, dass die Kosten für die Digitalisierung ausufern könnten. Besonders wenn unvorhergesehene Ausgaben auftreten, steigt die Sorge vor einem Kontrollverlust über das Budget.

Lösungsansatz:

  • Gründliche Kosten-Nutzen-Analyse: Eine sorgfältige Kosten-Nutzen-Analyse kann dazu beitragen, Bedenken zu zerstreuen. Dabei sollten nicht nur die anfänglichen Investitionen betrachtet werden, sondern auch die langfristigen Einsparungen, etwa durch effizientere Prozesse, geringere Ausfallzeiten und weniger manuelle Arbeitsschritte. Oft zeigt sich, dass die Digitalisierung auf lange Sicht erhebliches Einsparpotenzial birgt.
  • Flexible Zahlungsmodelle: Viele Anbieter von Cloud- und IoT-Lösungen bieten mittlerweile flexible Zahlungsmodelle an. Pay-as-you-go-Modelle beispielsweise ermöglichen es, nur für tatsächlich genutzte Ressourcen zu zahlen. Das macht die Kosten transparenter und kalkulierbarer, was die Hemmschwelle für Investitionen senkt.

 

Fazit

Die digitale Transformation im Laborumfeld ist mit zahlreichen Hürden verbunden, die von technologischen Herausforderungen bis hin zu menschlichen Vorbehalten reichen. Doch mit einer klaren Strategie, der richtigen Technologie und einer offenen Kommunikation lassen sich diese Hindernisse erfolgreich überwinden. Die Vorteile der Digitalisierung – von gesteigerter Effizienz bis hin zu einer besseren Datenintegration – sind immens und werden den Laborbetrieb langfristig optimieren.

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